Fremde Kulturen – Kulturschock

Interkulturelle Kommunikation (Alltagswissen auf Reisen):

Aus Gründen der Höflichkeit sollten sie sich vor Beginn ihrer Reise zumindest die gängigen Begrüßungsformeln und einige der grundlegenden Redewendungen aneignen. Je mehr Informationen sie schon während der Reiseplanung über Land und Leute in Erfahrung bringen, desto eher verstehen sie möglicherweise die geschichtlichen Zusammenhänge und können die momentane wirtschaftliche, soziale und politische Situation besser einschätzen. Nebenbei lernen sie etwas über Sitten und Gebräuche und können die Verhaltensweisen der Einheimischen besser verstehen. Gewisse Vorkenntnisse erleichtern ihnen auch die Kontaktaufnahme mit der Landesbevölkerung, da sie so auf einer Entdeckungsreise des Landes manches Fettnäpfchen gekonnt umschiffen und die üblichen Ausrutscher eines unbedarften Mitteleuropäers vermeiden. (Stichwort: Völkerverständigung)

Zumeist orientieren sich nämlich in den etablierten Tourismuszentren die Gepflogenheiten und äußeren Umstände an den europäischen Besuchern und sind komplett auf diese Kundschaft und deren Bedürfnisse ausgerichtet. Verhalten und Umgangsformen die in diesen Tourismus-Hochburgen üblich sind und dort auch von jedermann verstanden bzw. stillschweigend akzeptiert werden, müssen außerhalb des Hotelkomplexes oder im Landesinneren noch lange nicht den guten Sitten entsprechen.

Kulturspezifische Unterschiede: Beispiele hierfür gibt es viele, jedoch sollte man beim Lesen der nachfolgenden Ausführungen immer im Gedächtnis behalten, daß es sich um Verallgemeinerungen und grobe Verhaltensrichtlinien handelt. Diese Hinweise können Reisende und Urlauber nur für dieses Thema sensibilisieren und einen kleinen Bereich von kulturspezifischen Unterschieden ansprechen. So wird möglicherweise der Blick auf die Notwendigkeit von Rücksichtnahme, Respekt und interkultureller Kompetenz geschärft, da es sich bei der „Kultur eines Landes“ immer nur um den Durchschnitt aller vorhandenen Kulturen handelt (Kulturen von Stämmen, Religionen, Völkern, bzw. von Männern und Frauen, Alten und Jungen usw.)

Beispiele & Richtlinien: Zum Beispiel ist es in weiten Teilen Asiens nicht üblich in aller Öffentlichkeit zu Küssen oder andere Zärtlichkeiten auszutauschen. Auch das Händeschütteln ist in Asien, mit Ausnahme von China, Vietnam und Bali, nicht die Regel. Darüber hinaus widerspricht es in Thailand der Landessitte Kindern über den Kopf zu streicheln bzw. generell jemanden am Kopf zu berühren, da für Thais der Kopf der Sitz der Seele ist.
Bevor man voreilig mit dem Fotografieren beginnt, sollte man fragen und eine Erlaubnis einholen, denn ärmere Menschen schämen sich wegen ihrer Armut bzw. Rückständigkeit und wollen weder besichtigt noch fotografiert werden. Tempelanlagen, historische Gebäude und Sehenswürdigkeiten darf man für gewöhnlich ablichten, für Fotos im Inneren einer Moschee oder eines Tempels sollten sich Touristen aber unbedingt vorher bei der Reiseleitung erkundigen.
Auf einem orientalischen Basar oder Souk muß in der Regel gehandelt werden, deshalb sind die Waren und Angebote auch nicht mit Preisschildern ausgezeichnet. Man sollte aber nur dann mit dem Händler feilschen, wenn man sich wirklich zum Kauf einer Ware entschlossen hat und dabei beachten, daß der Besucher und potentielle Kunde auch nach seiner Herkunft beurteilt wird, d.h. nach dem Wohlstand seiner Nation und der allgemeinen Kaufkraft.
In vielen Ländern ist eine zurückhaltende Alltagskleidung erwünscht, was im Gegenzug bedeutet, daß Shorts und ein nackter Oberkörper bei Männern und freizügige Kleidung und das Tragen von Bikinis bei Frauen, abseits des Strandes nicht gern gesehen wird. Und dieser Grundsatz gilt beileibe nicht nur für muslimische Länder bzw. Länder mit islamischer Tradition oder für die Volksrepublik China.
Die Strände von Copacabana und Ipanema in Rio de Janeiro sind zwar berühmt für knappe Bekleidung und exotischen Schönheiten in Mini-Tangas, trotzdem sollte man in Brasilien und ganz allgemein in Mittel- und Südamerika auf Oben Ohne und Nacktbaden (FKK) verzichten. Bestenfalls wird es nämlich geduldet.

Reiseland & Trinkgeld: Auch folgende Trinkgeld-Tipps können unter kultureller Kompetenz bzw. unter Alltagswissen auf Reisen angeführt werden.
Allgemeingültige Trinkgeldregeln gibt es zwar nicht, jedoch sind 10-15 Prozent Trinkgeld immer ein guter Anhaltspunkt. In manchen Ländern sind Trinkgelder auch schon als Servicegebühr im Preis enthalten bzw. gesondert auf der Rechnung ausgewiesen oder aber, sie sind gänzlich unüblich. Auf vielen Inseln der Südsee verbietet es die Gastfreundschaft Trinkgelder anzunehmen. Auch in Japan und China haben Trinkgelder eigentlich keine Tradition, mitunter hat sich das Hotelpersonal in den Touristenzentren aber schon daran gewöhnt. In englischen Pubs ohne Bedienung bzw. nur mit Thekenpersonal werden keine Trinkgelder erwartet. Ebenso erwarten die Dänen und Norweger im allgemeinen keinerlei Trinkgelder. Auf der iberischen Halbinsel und z.B. in Thailand werden Kleinstbeträge nicht als Trinkgeld, sondern als eine Beleidigung empfunden und deshalb nur mit Hohn und Spott quittiert.
Auch unaufgeforderte Parklücken-Melder bzw. Parkeinweiser (Parking Boys), Scheibenputzer an Ampeln und sonstige „selbsternannte Helfer“, sollte man immer angemessen für ihre Dienstleistungen bezahlen, ansonsten riskiert man Beleidigungen oder ein zerkratztes Auto.
Für Taxi-Dienste wird nicht immer Trinkgeld bezahlt, wie z.B. in Italien, der Türkei, Brasilien oder Mexiko, wo man allerhöchstens den Endpreis aufrundet.
Allgemein gilt für Taxifahrten am Urlaubsort, daß man sich bei Einheimischen bzw. Hotelangestellten vorher nach dem ungefähren Fahrpreis erkundigt. Mit diesem Wissen kann man unter Umständen mit den Taxifahrer einen Festpreis aushandeln. Ohne Preiskenntnisse und ohne die nötige Ortskunde sollte man aber immer auf eine Taxameter-Fahrt bestehen, obwohl auch hier noch die Möglichkeit besteht, daß der Urlauber durch Umwege bzw. Sondertarife (Einstellung für Nachtfahrten usw.) übers Ohr gehauen wird.

Kulturelle Identität vs. Globalisierung: Als Urlauber und Gast im fremden Land sollte man sich im Zweifelsfall aber immer lieber in Zurückhaltung üben und nicht nach dem Motto „Wer zahlt, darf auch befehlen“ handeln. Obwohl man im Zeitalter der Internationalisierung und Globalisierung davon ausgehen darf, daß die kulturellen Unterschiede immer mehr verschwinden und Berührungsängste abgebaut werden, so findet man in vielen Kulturen auch eine Rückbesinnung auf alte Werte. Diesem gegenläufigen Trend die eigene kulturelle Identität zu pflegen und im Notfall auch zu verteidigen, muß man als Besucher und Gast mit dem nötigem Respekt begegnen, da man als Außenstehender die landestypischen Umgangsformen und unterschiedlichen Mentalitäten ohnehin nur oberflächlich verstehen kann. Interkulturelles Wissen darf nicht als Selbstzweck verstanden werden, sondern es dient als Mittel der Orientierung bzw. als Grundstein des Nachhaltigkeits-Gedankens (Sustainability). Deshalb sollten Reisende auch ihre Freizeitaktivitäten an den ökologischen und sozialen Gegebenheiten des Ferienortes ausrichten.